Manche Einstellung lässt mich schaudern …

und diesmal geht es nicht darum, wer mal wieder mit Klischees zu Autismus „um sich wirft“ (RW) oder grundsätzlich was falsch versteht in Bezug auf Autismus, sondern darum wie mit Menschen umgegangen wird die mit Autisten arbeiten; hier im Speziellen um Schulbegleiter.

Wir Eltern wünschen uns verständige Menschen, die annehmend und stärkenorientiert mit unseren Kindern arbeiten. Schulbegleiter brauchen Geduld, Kraft und Konzentration für ihren Beruf. Das macht man nicht mal eben nebenher. Hier habe ich schon mal geschrieben was ich von einer guten Schulbegleitung erwarte. So, wie hier erfragt, und hier geschildert

sollte es übrigens nicht geschehen.

Es gibt bedenkliche Entwicklungen bzgl. der Finanzierung von Schulbegleitungen. Und auch andere Dinge, die Kostenträger oder Schulen von Schulbegleitungen fordern, machen mich wütend. Beides kann dazu führen, dass Kinder (gerade autistische Kinder) vollkommen falsch eingeschätzt werden und es hierzu kommt.

Es braucht Geduld und Wissen, um Reaktionen eines Kindes richtig einschätzen zu können. Auch richtige Hilfen (so viel NÖTIG und so wenig wie möglich) anzubieten gelingt nur, wenn die Schulbegleitung längere Zeit mit dem Kind gearbeitet hat. Sei es, um zu erkennen was das Kind schon alleine kann (um nicht übergriffig zu handeln und sich rechtzeitig zurückzuziehen) oder es im Unterricht zielführend zu unterstützen.

Viele Schulbegleiter besuchen auf eigene Kosten Seminare, vor allem wenn diese von AutistInnen ausgerichtet werden, aber auch weil einige Träger/Anbieter diese Fortbildungen schlicht nicht zahlen. Auch werden Träger/Anbieter gezwungen ihre Leistungen möglichst kostengünstig anzubieten und einige geben aus diesem Grund ihren Dienst auf.

Aber was mich wirklich ärgert, es gibt Eltern die entweder über das persönliche Budget oder über Privatfinanzierung Schulbegleitungen anstellen und unterhalb des Mindestlohnes zahlen (zuletzt habe ich dies in einem Crowdfunding gesehen) oder nur die begleiteten Tage. Heißt, dass Schulbegleitungen in den Ferien arbeitslos gestellt werden und für die Krankheitstage des Kindes kein Geld erhalten.

Wir Eltern müssen uns nicht wundern, wenn aus diesem Grund viele Schulbegleiter nach kurzer Zeit ihre Arbeit hinschmeißen und sich eine 40/Stunden Stelle mit ordentlicher Bezahlung suchen.

Das führt dann dazu, dass unsere Kinder immer wieder mit neuen Personen konfrontiert werden, Fortschritte nicht möglich sind oder es gar zu Rückschritten in der Entwicklung kommt.

Die Arbeit einer Schulbegleitung, gerade für autistische Kinder, ist nicht damit getan, dass Aufsicht geführt wird.
Das Stundenaufkommen entspricht nie bzw. selten einer Vollzeitstelle.
Viele Schulbegleiter übernehmen nachmittags noch weitere Klienten, z.B. im Bereich Coaching / Erziehungsbeistand / betreutes Wohnen, um über ein ausreichendes Einkommen zu verfügen.
Die vielen Wegstrecken und damit verbundenen Kosten tragen die Schulbegleiter oft selber und erhalten oft nur einen Teil über die Lohnsteuererklärung zurück.
Die Teilnahme an HilfePlanGesprächen (HPG) ist oft nicht in der Berechnung der Stunden enthalten.

Liebe Eltern,

  • ihr erwartet dass die Schulbegleitungen mit Euch vertrauensvoll zusammenarbeiten zum Wohle Eurer Kinder.
  • ihr gebt Eure Kinder in die Obhut von Schulbegleitungen

wenn es in Eurer Verantwortung liegt (persönliches Budget oder Privatfinanzierung), seid so verantwortungsvoll und sorgt dafür, dass Schulbegleiter auch gut entlohnt werden. Es geht hier um die Akzeptanz der Arbeit mit unseren Kindern. Und es ist eben nicht ein leichter Zuverdienst in einem Nebenjob sondern schlicht wirkliche, ernsthafte Arbeit.

Sonst verlieren die wirklich interessierten und gut arbeitenden Schulbegleiter aus nachvollziehbaren Gründen die Lust an der Arbeit. Schließlich müssen auch diese Miete zahlen und ihre Unkosten decken.

Es wird oft gejammert, dass der „Markt leergefischt“ sei und es kein qualifiziertes Personal für diese Arbeit mehr gäbe.
Tja…
denkt mal drüber nach woran das liegen könnte.

4 Kommentare zu „Manche Einstellung lässt mich schaudern …“

  1. Ich bin gerade auf der Suche nach einer Bundesfreiwilligenstelle (BFD), wo ich unter anderem auch schon ein Gespräch bei dem DRK hatte. Man meinte auch gleich zu mir, dass eine Schulbegleitung im BFD möglich wäre. Auch dass man da ‚leichte‘ Fälle zugeteilt bekäme, die auch Personen ohne Ausbildung betreuen könnten. Als kurzes Beispiel nannte er Autismus…
    so schön ich es auch finde, dass beim BFD auch solche Stellen mit angeboten werden. Ist es da auch wie du schreibst, die Leute haben wenig bis keine Kenntnisse in dem Bereich, bekommen höchstens ein Taschengeld (maximal 380€) und die Stellen gehen maximal 1 Jahr, mit viel Glück auch mal 2 Jahre.
    Klar finde ich es schön, das man die Möglichkeit hat, das im BFD zu machen. Aber ist das nicht zu viel Verantwortung, die man als ungelernter übernimmt? Einer Bekannten wurde so eine Stelle mehr oder weniger aufgedrückt vom Jobcenter! Wobei ich mich frage, warum dass Jobcenter dann nicht die Leute umschult, damit Fachkräfte kommen, wenn sie so dringend welche brauchen. Nur weil man sie dann angemessen bezahlen muss?
    Ich würde zwar auch Schulbegleiter machen, schon allein weil ich keinen Zivildienst damals gemacht habe. Aber ich weiß nicht ob ich den Bedürfnissen des Kindes gerecht werden könnte und kann, nach einer Schulung die vielleicht 2 Wochen geht. und wenn ich nachrücken würde, weil jemand nach einem Monat schmeißt, wüsste ich nicht mal, ob ich überhaupt eine Schulung bekommen würde…

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    1. Danke für Deinen Kommentar!

      Ja Schulbegleitung wird oft durch FSJ und BFD abgedeckt.

      LEIDER

      Denn mal ehrlich, wie soll (gerade im Bereich Autismus wo ein Schulbegleiter sich auch mal gegen Lehrkräfte durchsetzen muss und in einem HPG vor Jugendamt oder Sozialamt eine Einschätzung abgeben muss) ein 16-21jähriger Mensch diese Leistung auf qualitativ hohem Niveau leisten?

      Ich finde es wirklich bedenklich, dass einige große Anbieter wie hier z.B. das DRK so leichtfertig solche Aussagen tätigt.

      Schulbegleiter „verwahren“ bzw. beaufsichtigen nicht nur, sie leisten sehr viel mehr.

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      1. Man hat mir beim DRK gesagt: ‚man ist ja nur Begleiter. Man holt die Kinder nicht von zu Hause ab, gibt keine Medikamente. Macht keine Therapie, man schaut nur, ob man beispielsweise einen Autisten, der kurz davor ist oder schon dabei ist, um sich zu schlagen aus der Situation raus nimmt, damit er/sie sich beruhigen kann. Und man animiert die Kinder zu mitmachen.‘

        Selbst ich mit fast 30 hätte so meine Probleme mich gegen die Lehrkräfte durchzusetzen, weil ich einfach befürchte, dass man mir keine Kompetenz zutraut und mich schlicht und einfach nicht ernst nimmt, weil man macht ja nur FSJ/BFD
        wobei ich das auch bei Berichten so sehen würde, dass sie egal wie gut sie sind, nicht vollständig akzeptiert werden würden

        ich vermute einfach, dass wenn man das nicht selbst gemacht hat oder nicht drauf angewiesen ist, das dann einfach die Tätigkeit und ihren Umfang falsch einschätzt

        Man spart halt beim Jobcenter am falschen Ende. Vor 2 Jahren, wollte ich gern eine Umschulung zum Erzieher machen, bzw wollte für die Ausbildung Unterstützung. Da wurde nicht mal drüber nachgedacht, weil ich kann ja in dem was ich gelernt hab Arbeiten. Obwohl händeringend Erzieher gesucht werden? Das ist doch dämlich.
        Es würden sicher auch mehr Schulbegleiter machen, wenn die Ausbildung in dem Bereich bezahlbar wäre. Weil einfach nicht jeder Geld für eine rein schulische Ausbildung und/oder Weiterbildungen hat.
        Und des wegen wälzen die Ämter das nun auf Leute ab, die keine Fachkräfte sind. Regen sich aber im gleichen Atemzug auf, wenn dadurch die Inklusion nicht klappt

        Gefällt 1 Person

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