Es ist nur Autismus V – Warum Aufklärung so wichtig ist

Die letzten Tage waren verdammt anstrengend. Unter anderem, weil ich immer wieder damit konfrontiert wurde, wie viel Schaden durch ABA angerichtet wird. Wie viel Unwissen die Anbieter von ABA bzw. Therapeuten die ABA anwenden an Unwissen in die Gesellschaft tragen. Dies gilt auch für die anderen, hochmanipulativen, „Therapie“formen. Hier könnt Ihr eine Aufzählung einiger „Therapien“ nachlesen.

Es gab diese Woche eine recht aufschlussreiche Diskussion auf Facebook, die ich sehr interessiert verfolgt habe.
Wundert Euch aber bitte nicht, dass Kommentare und Beiträge einer Person nicht mehr da sind. Es hat den Anschein, dass diese Person ihren Account gelöscht hat und dadurch halt auch deren Kommentare verschwunden sind.
Hier der Link zu der jetzt noch vorhandenen Diskussion.
Es wurden viele Fragen von Interessierten, Eltern und AutistInnen gestellt, welche leider nicht beantwortet wurden.
Ich sehe trotzdem einen hohen Wert in dieser Diskussion. Es ist einfach elementar wichtig, hier nicht nachzulassen. Mit Ruhe und Sachlichkeit immer wieder da zu sein, Fragen zu stellen und sich gegen ABA zu stellen.

Denn ABA ist nicht nur eine „Therapie“form, die direkten Schaden bei dem jeweils behandelten Kind anrichtet.
Es ist auch eine Weltanschauung.
Von den Anwendern und Ausbildern wird ein Bild von AutistInnen gezeichnet, welches alle autistischen Menschen und deren Angehörigen betrifft.

Viele Fortbildungen, oft sogar noch mit Zertifikat, werden von den Anbietern von ABA (und ähnlichem) angeboten.

  • Autismusbeauftragte
  • Schulbegleitungen
  • Integrationskräfte für den Kindergarten
  • Coaches für den Einstieg in das Berufsleben
  • Mitarbeiter von BerufsBildungsWerken
  • und viele andere

die mit autistischen Menschen arbeiten können dort etwas über Autismus und den Umgang mit autistischen Menschen „lernen“.

Aber was, um Himmels willen.

Viele Nachrichten, die mich diese Woche auf Twitter erreichten, zeugen von horrendem Unwissen und dadurch entstehenden Falschberatungen. Und von Druck auf den autistischen Menschen und dessen Bezugspersonen, dass dieser doch endlich den Weg der Anpassung gehen muss. Oder, wenn dies nicht leistbar ist, hinnehmen muss, dass er keine gute Schul- und/oder Berufsausbildung erhalten kann.

Autismus ist eine Behinderung.
Aber anscheinend eine, die man wegtherapieren muss. Zumindest, wenn man ABA-„Therapie“-Anbietern folgt.

Deren Weg geht über die maximale Anpassung.

Und dieses „Wissen“ geben sie an Seminarteilnehmer weiter. Oft in kurzen Workshops, die zum Teil nur über ein Wochenende gehen. Den Teilnehmern wird „evidenzbasiert“ und „Wissenschaftlichkeit“ suggeriert. Für jene, die zum ersten Mal mit ABA konfrontiert werden, hier noch mal etwas sehr lesenswertes zur „Wissenschaft von ABA“.

Ganz besonders unangenehm sind mir jene „Therapie“Anbieter aufgefallen, die AutistInnen ihre Erfahrungswerte und -welten absprechen.

Dabei geht Verstehen und Akzeptieren von Autismus und AutistInnen nur, wenn man mit diesen spricht bzw. schreibt.

Und es sind mitnichten nur die „hochfunktionalen“ AutistInnen, die etwas über ihr Erleben berichten. Wie hier nachzulesen ist.

Auch sind es Erfahrungsberichte wie dieser die mich schaudern lassen.

Jeder von uns zahlt für die Anpassung einen anderen Preis und niemandem, wirklich niemandem, steht es zu, diesen zu beurteilen und möglicherweise für bezahlbar zu halten.

 

Wenn meine Kinder mir sagen, dass sie sich anpassen WOLLEN, um etwas zu erreichen, dann unterstütze ich sie.
Wenn meine Kinder mir sagen, „ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe, Ruhe, Rückzug, ein Weniger vom Alltag“, dann unterstütze ich sie ebenfalls.

Ich kann meine Kinder nicht dazu zwingen, dauerhaft 200% zu leisten.

Aber der geforderte Anpassungsdruck, der von Außen an sie herangetragen wird ist enorm. Es werden oft noch mehr als 200% täglich gefordert.

Ich bin sehr dankbar, wenn ich auf Gegenüberstellungen wie diese treffe.

Allerdings bin ich aufgrund unserer Erfahrungen davon überzeugt, dass sich Autisten untereinander, die ihren jeweiligen Autismus ganz unterschiedlich leben und erleben, beim Reflektieren des eigenen Lebens gegenseitig unterstützen und bereichern können – direkt oder auch indirekt.
Und daraus folgt meiner Meinung nach, dass auch Nichtautisten – Eltern, Pädagogen, Therapeuten, Ärzte – das Gespräch oder Kommunikation, in welcher Form auch immer, mit verschiedenen Menschen mit Autismus unterschiedlichster Ausprägungen suchen sollten, um das Mosaikbild Autismus besser verstehen zu lernen.

Ich bin dankbar für diese Worte und stimme diesen in Gänze zu.

 

Autistische Menschen (er)leben 24 Stunden täglich, was es heißt Autist zu sein.

Das dadurch erworbene Wissen ist also vielfältiger und fundierter als alles, was im Studium oder in einem Workshop erlernt werden kann.

 

Autistischen Menschen die Fähigkeit abzusprechen, mit (auf ihre Bedürfnisse abgestellte) Unterstützung einen guten Schulabschluss, ein Studium, eine Berufsausbildung abschließen zu können; NUR weil diese die Unterstützung lange oder vollumfänglich benötigen ist eine Frechheit.

Aber leider begegnet mir dies seit Jahren immer wieder und in den letzten Tagen wieder vermehrt.

Weil mal wieder eine „zertifizierte FachKraft“ ihr „Wissen“ bei Entscheidungsträgern der Kostenstellen zum besten gegeben hat.
Da sollen bzw. werden Schulbegleiterstunden mitten in Prüfungsphasen gekürzt.
Es wird mit Abhängigkeit vom Hilfesystem argumentiert. Das diese doch endlich mal durchbrochen werden muss.
Das dadurch in den meisten Fällen Beschulung gänzlich in Frage gestellt ist, es zu Abbrüchen kommt und damit ein erreichbarer, guter Schulabschluss gefährdet wird, scheint annehmbar.
Manchmal stellt sich bei mir der unangenehme Eindruck ein, dass dies kalkuliert geschieht.
Auch werden „Ratgeber“ von solch „informierten“ Menschen erstellt, wie denn ein autistisches Kind beschult werden soll.
Es gibt auch Schulbegleitungen, die einen derart hohen Druck auf die von ihnen betreuten Kinder aufbauen, dass diese täglich in den Overload gepresst werden.
Meist merken die „Fach“Kräfte nicht (oder wollen es nicht merken), dass sie die Auslöser sind, sondern fühlen sich in ihrer Annahme bestätigt, dass man nur mit maximaler Therapie und/oder Medikation irgendwas erreichen könnte.
Sehr sarkastisch könnte man jetzt schlussfolgern, dass es geschäftsfördernd ist, wenn Unwissen über Autismus per Zertifikat in die Gesellschaft getragen wird.

Die ganz besonders „motivierten Experten“ erdreisten sich, bereits nach wenigen Stunden einer Hospitation, Diagnosen gänzlich in Frage zu stellen.

 

Es ist wichtig, dass wir uns nicht verunsichern oder gar mundtot machen lassen. Das weiter von denen über Autismus aufgeklärt wird, die Autismus täglich erleben.

Autistinnen und Autisten

Und wenn ich hierbei unterstützen kann, dann werde ich das tun.

#noABA

 

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