Die Gretchenfrage …

was definiert Aktivismus und warum tut man etwas?

Gerade habe ich einen alten Blogpost von Butterblumenland gelesen, an den mich immer wieder hochkochende Diskussionen erinnern.

Aber mein Aktivismus bedeutet auch, dass ich es auf meine Art mache. Jedem anderen steht es frei, meine deutlichen Worte und auch mal emotionalen Äußerungen doof zu finden. Man kann mich kritisieren dafür, was ich sage und wie ich es sage. Ich lese diese Kritik bzw. höre sie mir an. Ist sie berechtigt, werde ich meine Fehler korrigieren und mich gegebenenfalls auch entschuldigen. Ich bin zu kontroversen Diskussionen bereit. Im Gegenzug erwarte ich diese Bereitschaft auch von anderen. Man muss auch nicht am Ende einer Meinung sein. Aber ich werde mir nicht den Mund verbieten lassen oder mir vorschreiben lassen, wen ich wie zu kritisieren habe.

vor ziemlich genau 11 Jahren habe ich die Diagnose für meinen Ältesten erhalten.

Und ich suchte mir die Finger wund nach Informationen.
Das war mal gar nicht so einfach, aber ich fand sie.
Und ich fand Unterstützung.

Diese Unterstützung war in der Hauptsache sachorientiert.

Und das war verdammt wichtig.

Raus aus der rein emotionalen Betrachtung und der Verzweiflung, hin zu dem was möglich ist, handlungsfähig werden.

Sachliche Aufklärung, welch Erholung, mal keine Vorwürfe und vor allem den Fokus darauf richten was machbar ist und wo zB Behörden nicht einfach was fordern oder gar beschließen dürfen.

Wir hatten bis dahin schon einiges er- und durchlebt.
Und nicht wenige Dinge wären vermeidbar gewesen, wenn ich damals schon mehr Wissen gehabt hätte.

Mit den Jahren lernte ich viel von AutistInnen und von Eltern autistischer Kinder, über Therapien, Beschulungsformen, weiteren Möglichkeiten, zu Gesetzen und noch einiges mehr.

Und da ich noch nie ein besonders leiser Mensch war und auch nicht der Typ bin der viel und gerne jammert, suchte ich mir pragmatische Wege mein Wissen weiter zu geben.

Einer dieser Wege war Twitter, der andere dieser Blog.

Und ja, Corona hat im letzten Jahr nicht viel Raum für diesen Blog gelassen, da Beschulung in der Distanz mit dem Jüngsten auch bedeutet, dass ich seit Monaten die Schulbegleitung ersetze und ihn zum Lernen motiviere sowie die Übersetzungsarbeit übernehme. Die „Sekretariatsarbeiten“ zählen da fast nicht.

Nun lernt man über die Jahre, wie gesagt es sind mittlerweile 11 Jahre, viele Menschen kennen.
Lange nicht mit allen ist man immer einig.
Warum sollte das auch der Fall sein.
Ständig und überall wird ja von Vielfalt gesprochen.

Nun gibt es aber Menschen, die meinen man müsste Dinge kanalisieren und dürfte innerhalb einer „Gruppe“ (die keiner klar definiert – aber über die ständig irgendwelche Menschen eine Meinung haben) keinerlei Kritik mehr äußern.
Oder nur ganz verschämt und leise, am besten nicht öffentlich.

Das ist mir seit 2015 nun schon einige Male untergekommen.

Und ich verstehe es nicht.

Ich bin ein Mensch, ich mache Fehler.
Ich möchte darauf hingewiesen werden, wenn ich einen begehe.
Damit ich den Fehler korrigieren kann.

Oder meinen Beweggrund erklären kann, warum ich denke dass etwas kein Fehler ist.

Ich bin auch kein Schönwetteraktivist, der nur nette Themen bespricht.

Dafür gibt es viel zu viel Bullshit über Autismus zu lesen.

Auch bin ich kein Claqueur.

Ist es denn wirklich so schwierig Kritik auszuhalten?

Das gilt übrigens allgemein wie auch auf AktivistInnen zu Autismus und Inklusion bezogen.

Ich frage mich dann immer wieder, WAS wollt ihr denn WIE erreichen wenn ihr auf einmal beginnt halbgare Dinge gut zu heißen oder Euch nicht mehr klar positioniert.
Denkt irgendwer, dass sich dadurch Veränderung anbahnen lässt?

Mit dieser Haltung Anderer hat mein Ältester vor Jahren seinen Schulplatz verloren. Man hat uns Eltern damals die Handlungsgrundlage entzogen.
Sowas passiert mir exakt einmal und nicht wieder.

Glaubt mir, damit kommt man nirgendwohin, verändert nichts und die, die sich eingerichtet haben, behalten ihre Plätze.

Aktivist sein heißt nicht, Everybodies Darling zu sein, es schließt sich aus.

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