Wenn man einen Befürworter einer Therapie bzw Lerntheorie zu Wort kommen lässt …

… aber keine Personen, die sich dagegen aussprechen bzw. eine kritische Haltung vertreten, dann ist das NICHT neutral und beweist exakt gar nichts.

Und damit könnte dieser Blogbeitrag bereits enden.

Denn diese Feststellung hat Allgemeingültigkeit.

Wenn eine neutrale Zeitschrift einen Konflikt aufzeigen und bearbeiten will, sollte es journalistisches Allgemeinwissen sein, dass obiges nicht hilfreich ist. Weiterlesen „Wenn man einen Befürworter einer Therapie bzw Lerntheorie zu Wort kommen lässt …“

Werbung

Wenn die Diagnose Autismus neu ist …

 

dann ist man als Elter froh um jede Information.

Leider landet man bei der Suche auch oft auf Seiten, die sehr harmlos wirken, aber die bedenkliche Tipps für Eltern von autistischen Kindern geben.

Hier mal ein Beispiel.

Wichtig zu beachten, was man als Neuling im Bereich Autismus leider nicht wissen kann, dass alle Tipps auf Ideen von BCBAs beruhen. Also ausgebildeten Anwendern von ABA. Jene also, die autistische Kinder am liebsten über die gesamte wache Zeit „therapieren“ möchten.

Und dann wird auf der Seite auf Organisationen verwiesen, die sich in der Vergangenheit als schädlich für AutistInnen erwiesen haben. Auch werden Bücher beworben, die a) nur in englischen Ausgaben zu erhalten sind und b) wieder von BCBAs geschrieben wurden.

Ich möchte die Tipps der verlinkten Seite gerne mal der Reihe nach durchgehen, die auf der verlinkten Seite gegeben werden.

Hören Sie mit Absicht zu.

Mal ehrlich, gibt es Eltern, denen man das extra sagen muss, dass sie ihren Kindern gut zuhören müssen. Weiterlesen „Wenn die Diagnose Autismus neu ist …“

„Wie (be)nutze ich meine Kinder am besten …

bzw. wenn ich ein Kind adoptiere, weiß  das es autistisch ist einen Hirnschaden oder Tumor hat, welchen Vorteil kann ich als Elter daraus schlagen.“

Hört sich zynisch an?
Tja, so habe ich zumindest empfunden, als ich vor ein paar Wochen die Berichte über Myka Stauffer gelesen habe.

Den Vlog, selbstverständlich MIT den Kindern, kann man auf dem YouTube-Kanal der aus Amerika stammenden Frau sehen.

So, wie dieser gestaltet ist, sichert er zu großen Teilen den Familienunterhalt. Es ist ein Vlog der die perfekte Familie darzustellen versucht.

Ob man das für zielführend hält, darüber lässt sich trefflich streiten.

Nun gut, was haben wir hier nun, ein Elternpaar, dass bereits drei eigene Kinder hat und unbedingt ein viertes möchte.
Es entschließt sich ein Kind zu adoptieren, aus China. Dafür gibt es in der Volksrepublik strenge Vorschriften.
Wer ein behindertes Kind adoptieren möchte, hat es am leichtesten.
Nun ja.

Die ehemalige Krankenschwester dachte wohl, dass sie und ihre Familie dieser Aufgabe gewachsen sei.
Wie sich die Adoptionsphase gestaltete und was danach kam, kann man nicht mehr direkt auf dem Vlog selber erfahren. Hier und hier gibt es allerdings eine Zusammenfassung dazu, die Videos anzusehen ist allerdings nichts für angeschlagene Nerven.
Ich bitte darum, diese Warnung ernst zu nehmen!
(Die verlinkten Videos sind allerdings sehr interessant bzgl. der Vermarktung.)

Sie adoptierten ein Kind, von dem sie anfangs ausgingen, dass es eine Hirnschädigung hätte.
Schlussendlich stellte sich heraus, dass sie ein autistisches Kind bekamen.

Sie nutzten ABA wie hier nachzulesen ist.

She shared that Huxley receives ’30 hours of ABA [Applied Behavior Analysis] in-home therapy a week and goes to private preschool‘ to help with his needs.

Nun war der adoptierte Junge wohl nicht ausreichend formbar, so dass sie das Kind zurückgaben, wohl weil sie vorher bereits Werbepartner verloren hatten.

Sie hätten versucht, dem Kind so gut wie möglich zu helfen. Es sei für sie erschütternd gewesen, als sie von den Ärzten erfuhren, wie es um Huxley stehe. Sie würden ihn sehr lieben, doch sie hätten von verschiedenen Medizinern in mehreren Gutachten erfahren, dass der Vierjährige eine besondere Behandlung brauche.

Über drei Jahre vermarkteten also die Stauffers erst die Adoption und danach den Autismus des adoptierten Jungen. Zum Zeitpunkt der „Rückgabe“ war der Junge vier Jahre alt.

 

Warum ich nun diesen Fall hier nehme um etwas zu erklären?

Nun was haben wir denn hier.
Eine Familie, die so gut wie jeden Lebensbereich per Vlog in den Fokus der Öffentlichkeit rückt.
Eine Adoption, die so unbedingt gewollt ist, dass man dafür alles in Kauf nahm und Geld dafür sammelte.
Ein autistisches Kind, wo im Alter von einem Jahr das Trauma der Adoption im Raum stand und schließlich Autismus diagnostiziert wurde.
Dieses Kind wurde ziemlich früh bereits mit ABA konfrontiert (wo wieder Geld gesammelt wurde um dies zu finanzieren).

Wie in den Ausschnitten des ersten der beiden verlinkten Videos (Minute 16) zu sehen ist, bekam der Junge den Daumen mit duct tape (im Ausschnitt vorher trug das Kind eine Art Verband um den linken Daumen) umwickelt um nicht Daumenlutschen zu können. Was das leibliche Kind ohne Restriktionen durfte.

Das Kind wurde schlussendlich aus der Familie entfernt.
Es kam zu einer Person, die medizinisch geschult ist (was auch immer das bedeuten soll).

 

Nun sitze ich hier und weiß nicht wo anfangen.

WIE. KANN. MENSCH. SO. MIT. EINEM. KIND. UMGEHEN?

Da sind mittlerweile vier leibliche Kinder, deren Entwicklung vermarktet wurde.
Da ist ein autistisches Kind, dessen Vermarktung wohl nicht so funktionierte wie gedacht.
Das nun seine vier Geschwister verloren hat.

Dem Grunde nach sind alle Bullshitmarker erfüllt, warum so eine Familie/Person nicht so viele Hits für ihre Vlogs erhalten sollten.
Und doch waren sie eine ganze Weile sehr erfolgreich, mit dem was sie taten.
Sie erhielten sogar noch Zuspruch, dass ihre Aktion das Kind aus der Familie zu geben, richtig war.
Genau so wie ich hier bereits schrieb, Gaffen scheint genehm zu sein.

Es so ziemlich das widerlichste, was ich neben der immer mal wieder auftretenden Relativierungen von Morden an autistischen Kindern gesehen habe.

Mal ernsthaft, wie kann man solche Videos ansehen und nicht protestieren?

Wie kann man Bilder von Meltdowns, die als Wutanfälle deklariert wurden, ansehen ohne selber wütend zu werden.
Wütend darüber, dass es ein Mensch wichtiger findet, diese filmisch zu dokumentieren und ins Internet zu stellen?

WARUM folg(t)en dieser Familie so viele?

Ja, in Amerika ist ABA weit verbreitet und akzeptiert unter Eltern.
Dem Kind scheint es allerdings, wie zu erwarten, nicht geholfen zu haben.

Ob und wie sehr sie auf ihrem Kanal ABA promoted hat, kann ich nicht nachvollziehen, da die meisten Videos mit dem Jungen auf privat gestellt wurden.

Allerdings ist anzunehmen, dass es einige waren.

Was ich aber viel schlimmer finde, ist das Bild was diese Adoptiveltern für Geld von Autismus gezeichnet haben.

Und wie sehr sie ihr „Leid“ in den Vordergrund gestellt haben, AUCH durch das emotionale Video (ebenfalls auf privat) über das „Rehoming“ des Kindes.

Was bleibt, ich hoffe die leiblichen Kinder nehmen nicht zu sehr Schaden in dieser Familie.
Und hoffentlich erhalten sie zügig Hilfe, wenn der Schaden bereits entstanden ist.
Ich hoffe, der autistische Junge wird nicht weiter mit ABA gequält und kann trotzdem noch eine gute Kindheit erleben.

Ich wünsche mir, das bei solchen Darstellungen, in Blogs, auf Twitter oder Youtube, ENDLICH MEHR MENSCHEN DEN MUND AUFBEKOMMEN und den Kindern Hilfe zu Teil werden lassen.

Wie gehen wir mit Kindern um?

Es ist nun schon ein Weilchen her, dass die Dokumentation Elternschule in die Kinos gekommen ist.
Mittlerweile habe ich eine ansehnliche Zahl von Artikeln und Stellungnahmen dazu gelesen.

Die Medien sprechen nach wie vor von einem Shitstorm aus, der da über die Filmemacher und die Klinik hereingebrochen sei.
Attachment parenting wird verunglimpft und den kritisierenden Eltern Weiterlesen „Wie gehen wir mit Kindern um?“

Die Sache mit dem „Stempel / Etikett“

Reduzier Dein Kind doch nicht auf den Autismus.
Ist Dein Kind nicht mehr als nur Autist?
Mit der Diagnose ist Dein Kind doch abgestempelt und erhält keine Chancen mehr.
Geben Sie die Diagnose an der Schule besser nicht bekannt, wer weiß wie die das auffassen.
Ihr ruht Euch doch auf der Diagnose aus.
Du nimmst Deinem Kind den Entwicklungsraum.
Steck Dein Kind doch nicht in eine Schublade.

So oder so ähnlich habe ich es in den letzten 8 Jahren so oft gehört und gelesen.

Ich habe mal persönlich zu einem Arzt in der Klinik gesagt, Weiterlesen „Die Sache mit dem „Stempel / Etikett““